Fachverbandsversammlung Agrotec Suisse 2022


15.11.22 - «Top ausgebildete Fachkräfte verdienen top Löhne!»



Die Fachverbandsversammlung am 11. November 2022 fand in Luzern statt. Die Stimmberechtigten – 58 Stimmkarten – genehmigten alle Traktanden einstimmig.

Zur Begrüssung der Anwesenden liess Fachverbandspräsident Jörg Studer einen kurzen Film abspielen, der die Atmosphäre an den SwissSkills zeigte. Die SwissSkills waren für Agrotec Suisse ein Erfolg auf ganzer Linie. Die Wettkämpfe verliefen reibungslos, beim Infobereich gab es viel zu entdecken. Insgesamt 250’000 Besucher nutzten die Gelegenheit, um die besten Schweizer Handwerker zu sehen und zu erleben. Antoine Cottens, der Sieger der SwissSkills 2022 der Landmaschinen-, Baumaschinen- und Motorgerätemechaniker wird an den EuroSkills 2023 vom 5. bis 9. September 2023 in Danzig/Gdańsk (Polen) teilnehmen. Dort werden sich 600 junge Fachkräfte aus 31 Ländern in rund 50 verschiedenen Disziplinen messen. Auch die Hufschmiede erkoren ihren Schweizermeister: Janik Rüeger durfte sich die Goldmedaille umhängen lassen. Die Hufschmiede konnten ihren Beruf zusätzlich in Zusammenarbeit mit dem Netzwerk Kleinstberufe vorstellen.

Aus dem Fachverbandsvorstand berichtete Jörg Studer sodann über die wichtigsten Punkte des Arbeitsprogramms 2023: die Erarbeitung der Strategie 2025-2030 sowie das Pflegen der Kontakte, Netzwerke und Allianzen in der Branche. Im Weiteren wird sich der Vorstand intensiv mit dem Campus BZA in Aarberg und dessen strategische Auswirkungen in unserem Fachbereich beschäftigen. «Wir sind stets bestrebt, die Entwicklungen des Umfeldes der Branche aufzunehmen und in unsere Arbeiten je nach Thema kurz- oder langfristig zu integrieren. Wir danken allen Mitgliedern für die konstruktiven Inputs, welche zu uns kommen.»

Aufgrund von Personalabgängen stellt David Zihlmann, Agrotec Zentral, den Antrag, über eine Überprüfung der Personalsituation bei Agrotec Suisse abzustimmen. Jürg Köchli, Agrotec Thurgau, stellt ebenfalls einen Antrag, die Personalführung bei Agrotec Suisse auf verschiedenen Stufen zu überprüfen. Nach einem konstruktiven Gespräch stellt Jörg Studer den Antrag, dass die GPK, die Fragen einer Arbeitsgruppe – zusammengesetzt aus Vertretern aus den verschiedenen Regionen – die Personalsituation beim Agrotec Suisse überprüft. Der Antrag von Jörg Studer wird angenommen.

Berufsbildung
Pius Buchmann, Ressortleiter Berufsbildung, berichtete über die anstehende Revision der Grundbildung der Landmaschinenmechaniker, Baumaschinenmechaniker und Motorgerätemechaniker. Später in der Versammlung ging er auf die Revision der Grundbildung ein (siehe weiter unten).

Als zweiten wichtigen, und neuen Punkt erwähnte er einen Anlass für ehemalige Absolventen der höheren Berufsbildung am 15. April 2023. Damit soll die Vernetzung der top ausgebildeten Berufsleute in der Branche gefördert werden.

Hufschmiedekommission
Auch Peter Wäfler vom Ressort Hufschmiede stellte ein gewichtiges Bildungsthema vor. Die Erarbeitung der Eidgenössischen Prüfung für Hufschmiede kommt gut voran. Nach drei Workshops zur Erarbeitung des Qualifikationsprofils definierten Fachleute aus der Branche in einer Arbeitsgruppe und in Zusammenarbeit mit eduxept (siehe Abschnitt 5-Jahres-Überprüfung), welche Kompetenzen für die Ausübung der Tätigkeit notwendig sind. Zurzeit werden die Prüfungsordnung und die Wegleitung erarbeitet, an der Fachverbandsversammlung im Juni 2023 sollen Prüfungsordnung und Wegleitung verabschiedet werden. Unverzüglich wird ein Vorbereitungskurs auf die BP Hufschmied organisiert.

Ein weiteres aktuelles Thema ist die Re-Akkreditierung der EFFA (European Federation of Farriers Association). Sie kann voraussichtlich beim nächsten Qualifikationsverfahren durchgeführt werden. Das bedeutet, dass Vertreter der EFFA unser QV begleiten und prüfen, ob ihre Standards noch erfüllt werden. Die Akkreditierung erfolgt in der Regel alle sechs Jahre. Die letzte stammt aus dem Jahr 2014, aufgrund der Pandemie ergab sich eine Verzögerung von zwei Jahren. Zum Arbeitsprogramm 2023 gehören ebenso die Organisation und Durchführung von Feierabendseminaren sowie die Planung und Vorbereitung für die Hufbeschlagstagung 2024.

Kommunal- und Landtechnik
Ressortleiter Jean-Louis Henchoz informierte über den aktuellen Stand zum Thema «Bodennahe Ausbringung von Gülle». Aufgrund der Lieferengpässe tritt das Schleppschlauch-Obligatorium erst am 1.1.2024 in Kraft. Die restlichen Neuerungen in der Luftreinhalteverordnung gelten wie geplant seit dem 1.1.2022. Er wies auch auf das Angebot von Agrotec Suisse hin, technische Auskünfte in Bezug auf das Strassenverkehrsrecht zu erteilen und Fragen zu den gesetzlichen Anforderungen an landwirtschaftliche Fahrzeuge zu beantworten.

Zur aktuellen Revision der Strassenverkehrsverordnung konnte Jean-Louis Henchoz zufrieden festhalten, dass AM Suisse die Interessen der rund 630 Mitglieder aus der Landmaschinenbrache in der Vernehmlassung der Teilrevision von vier Verordnungen des Strassenverkehrsrechts vertreten darf. AM Suisse begrüsst eine Harmonisierung der Zulassungsbestimmungen von CH-Recht und EU-Recht. Separate Regelungen führen zu höheren Preisen für die Endkunden und zu Hemmnissen bei der Investition in neue Technologien. Als relevante Punkte erwähnte er, dass land- und forstwirtschaftliche Arbeitsmaschinen zukünftig 40 km/h schnell fahren sollen dürfen. Ein weiterer Punkt betrifft die Bremswirkung von Arbeitsanhängern beim Fahren im Gelände. Das Risiko der relativ starken Abbremsung von 50 % wurde erkannt. AM Suisse begrüsst die einfache und praktikable Lösung der Herabsetzung der Bremswirkung, wenn Massnahmen zur Risikominderung vorhanden sind.

Zur Vernehmlassung des Strassenverkehrsrechts erwähnte er, dass Arbeitskarren mit einer maximalen Geschwindigkeit von 6km/h kein Kontrollschild mehr benötigen sollen. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Anpassung des vorderen Überhangs. Für den kommunalen Einsatz ist die heutige Regelung nicht mehr zeitgerecht. Die Vereinheitlichung zwischen landwirtschaftlicher und gewerblicher Nutzung vergrössert den Einsatzbereich und wird von Agrotec Suisse begrüsst.

Wirtschaft & Kommunikation
Aus dem Ressort Wirtschaft & Kommunikation erinnerte Werner Berger an die Aufnahme der Bedürfnisse im Rahmen der Fachpräsidententagung im letzten März. Diese hat gezeigt, dass Agrotec Suisse die Bedürfnisse der Branche in Bezug auf Seminare und Weiterbildungsangebote abdeckt. Das Angebot mit Weiterbildungen sowie spannenden Informationen in der Fachverbandszeitschrift «forum» wird weitergeführt.

Werner Berger appellierte an alle, dringend die Verrechnungslöhne zu überprüfen. Das Thema steht in direktem Zusammenhang mit dem Fachkräftemangel, mit der unsere Branche konfrontiert ist. «Jede Dienstleistung hat ihren Preis, und top ausgebildete Fachkräfte verdienen top Löhne!»

Bildungszentrum Aarberg
Paul Mooser wies darauf hin, dass das Kursprogramm 2023 gedruckt ist und aufliegt. Zur nahen Zukunft des Bildungszentrums berichtete er, dass die Erkenntnisse aus der COVID-Pandemie und die Entwicklung der Beherbergungs- und Verpflegungsmöglichkeiten in der Region Aarberg, den Schulvorstand veranlasst hat, über die weitere Entwicklung unseres Ausbildungszentrums nachzudenken.

Erweiterung des Campus Aarberg
Die Schulungsräume sind fast ausschliesslich mit eigenen Angeboten voll ausgelastet. Der nächste Ausbauschritt sieht nun hauptsächlich den Bereich Verpflegung und Unterkunft für Schüler und Milizpersonen vor. Das ausgearbeitete Projekt für einen Neubau besteht aus fünf Geschossen. So kann der Baugrund optimal genutzt werden, bei Bedarf wird eine Schulraumerweiterung weiterhin möglich sein. Das Raumprogramm sieht eine Kantine und multifunktionell nutzbare Schulungsräume im Erdgeschoss sowie 38 Doppelzimmer und eine Wohnung für Betreuungspersonal vor. Das Konzept sieht vor, dass diverse Räume je nach Bedarf umgenutzt werden können. Der Zeitplan sieht vor, dass das Projekt im Laufe des nächsten Jahres nach der Information an den Fachpräsidententagungen von Agrotec Suisse und Metaltec Suisse an den regionalen Versammlungen vorgestellt wird. Im November 2023 soll im Verbandsrat und in den Fachverbandsversammlungen der Entscheid über die Kostenübernahme fallen. Die Inbetriebnahme ist für das Frühjahr 2026 geplant.

Budget und Mitgliederbeiträge
Für den abwesenden Andreas Baumgartner stellte Thomas Teuscher, Leiter Agrotec Suisse, das Budget 2023 vor. Er weist darauf hin, dass mit dem Budget immer auch eine konsequente Überprüfung der Leistungen des Fachverbandes und deren Wirksamkeit für die Mitglieder einhergeht. Agrotec Suisse plant mit gleichbleibenden Mitgliederzahlen und einer leicht höheren Lohnsumme als im Budget 2022. Insgesamt wird für 2023 ein Gewinn von 5’000 Franken erwartet. Der Vorstand empfiehlt der Versammlung, die Mitgliederbeiträge 2022 unverändert zu lassen. Wie das Budget wird auch dieses Traktandum einstimmig angenommen.

Start der 5-Jahres-Überprüfung
Das Vorgehen zur 5-Jahres-Prüfung der Ausbildungen Landmaschinen-, Baumaschinen- und Motorgerätemechaniker/-innen EFZ wird von René Will, Senior Projektleiter bei eduxept vorgestellt. René Will hat ursprünglich eine Lehre als Elektromechaniker absolviert und dann reiche Erfahrung in der Berufsbildung gesammelt. Die Firma eduxept ist im Bildungsumfeld, vor allem als Partnerin von Verbänden tätig. Vor ein paar Tagen fand der erste Workshop zur Erarbeitung der Branchenumfrage statt. Bei der Zusammensetzung der Arbeitsgruppe war es den Verantwortlichen wichtig, eine möglichst heterogene Gruppe mit Vertretern der Branchen, der Regionen und unterschiedlicher Unternehmen zusammenzustellen. Ende Jahr soll die Umfrage veröffentlicht werden, dann bleiben etwa sechs Wochen für Rückmeldungen. Anschliessend wird die Umfrage ausgewertet und an der Fachpräsidententagung im März 2023 präsentiert. Nach dem Auswerten der Umfrage und der Validierung in den Regionen kann an der Fachverbandsversammlung in einem Jahr über eine allfällige Revision abgestimmt werden.

Herzlicher Dank
Zum Schluss bedankte sich Jörg Studer bei allen, die zum Gelingen der heutigen Versammlung beigetragen haben:

den Mitarbeitenden von Agrotec Suisse und AM Suisse, vom BZA. Speziell richtete er sich auch an die Delegierten, Präsidenten und Vorstände: «Ich danke euch für eure tägliche Arbeit für unsere Branche.»

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