03.06.25 - Untersucht man ein Gebäude als Ganzes über seine gesamte Lebensdauer, ist Stahlbauverbundbauweise deutlich nachhaltiger als gemeinhin angenommen.
Bei effizienter Nutzung seiner mechanischen Eigenschaften ermöglicht Stahl schlanke, ressourceneffiziente Konstruktionen mit weniger anderweitigem Material- und Ressourcenverbrauch und reduziert so den ökologischen Fussabdruck und die CO₂-Emissionen. Somit kann Stahlbauverbundbauweise erheblich zu höheren Nachhaltigkeitswerten beitragen.
Leider tragen viele Vergleichssysteme diesen Stärken des Stahlbaus nicht ausreichend Rechnung. Einige kürzlich veröffentlichte Studien machen hingegen deutlich: ganzheitlich betrachtet sind Stahlkonstruktionen weitaus nachhaltiger als ihr Ruf.
Vergleichsstudie für Bürogebäude
Der deutsche Fachverband «bauforumstahl» hat eine Vergleichsstudie erstellt, welche die Nachhaltigkeit der Stahlbauverbundbauweise am Beispiel eines sechsgeschossigen Bürogebäudes untersucht. Dabei wurden eine Projektvariante in Stahlverbundbauweise und ein vergleichbares Gebäude in klassischer Stahlbetonarchitektur gegenübergestellt.
Wegen seiner hohen Festigkeit ermöglicht Stahl schlanke, leichte und damit materialeffiziente Konstruktionen. Oft sind weniger Stützen, kleinere Fundamente sowie auch weniger Materialtransporte zur Baustelle erforderlich. Laut der Vergleichsstudie kann dies bis zu 20% der Treibhausemissionen aus dem Transport einsparen.
Zur Vergleichsstudie von bauforumstahl
Nachhaltigkeit von Deckensystemen
Auch bei Stahl-Beton-Verbundlösungen hat Beton den grössten Anteil an der Masse des Gebäudes, und die Decken haben den grössten Anteil an der Gebäudemasse.
Eine Analyse der Treibhausgas-Emissionen verschiedener Deckensysteme von Dr. Prof. Martin Mensinger, Universitätsprofessor für Metallbau und Experte im Stahlhochbau, kam zur Erkenntnis, dass Stahlträger-Verbunddecken bei gleicher Spannweite so wenig CO₂ ausstossen wie eine Brettstapeldecke. Darüber berichtete das Fachmagazin «nbau», das sich auf nachhaltiges Bauen spezialisiert.
Ökologischer Einfluss von Baumaterialien
Die unten verlinkte Analyse zum ökologischen Einfluss von Baumaterialien (Prof. Benjamin Kromoser, Universität Wien) zeigt ebenfalls, dass Stahl unter allen Baustoffen den geringsten CO₂-Fussabdruck aufweist, wenn man den das Material für die Übertragung von Zug- und Druckkräften optimal verwendet und den ganzen Lebenszyklus eines Bauwerks betrachtet.
Fazit
All diese Ergebnisse zeigen:
1. Die Grundlagendaten der heutigen Vergleichssysteme berücksichtigen die laufende Entwicklung in der Stahl- und Aluminiumindustrie praktisch nicht. Deshalb engagiert sich Metaltec Suisse, der SZS und Metall.suisse auf verschiedenen Ebenen, dies zu korrigieren.
2. Der Stahl-Beton-Verbundbau und die Hybridbauweise sind in der Schweiz noch zu wenig verbreitet.
3. Es gibt keine weltweit durchgängigen Standards für Gebäude-Ökobilanzierung. Es werden nach wie vor – bewusst oder unbewusst – Äpfel mit Birnen verglichen.
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