Zu Besuch bei Martin Burri


15.11.17 - Martin Burri, Inhaber und Geschäftsleitungsmitglied, der BURRI public elements AG erzählte uns im Interview mehr über das anspruchsvolle Umfeld des öffentlichen Raums.



Martin Burri, Inhaber und Geschäftsleitungsmitglied, der BURRI public elements AG erzählte uns im Interview mehr über das anspruchsvolle Umfeld des öffentlichen Raums, für den seine Firma vom Spielplatz in Zürich bis zu den Olympischen Spielen in London verschiedenste Elemente herstellt.

Ihre Firma hat sich auf Elemente im öffentlichen Raum spezialisiert, die oft komplexe Infrastrukturgesamtlösungen bedeuten. Wie setzen Sie sich damit auseinander?

Der öffentliche Raum ist ein anspruchsvolles Thema in einem vielschichtigen Umfeld mit verschiedenen Ansprüchen. So bestehen zum einen die Bedürfnisse der öffentlichen Hand wie Image, Reduktion von Vandalismus, Standortqualität oder Wirtschaftlichkeit, zum anderen die Bedürfnisse der Bevölkerung wie Identifikation, Lebensraum, Begegnungsmöglichkeit oder Nachbarschaft. Zudem die Schnittmenge der Bedürfnisse wie Sicherheit, Orientierung, Lebensqualität oder Nachhaltigkeit. Da die Verdichtung besonders in städtischen Zonen zunimmt, wird das Thema immer wichtiger. Es sollen qualitativ hochwertige Räume entstehen, die auch immer mehr können müssen. Der Anspruch ist, dass der öffentliche Raum «Leben hat» und die Funktionalität gewährleistet ist – er soll eine hohe Aufenthaltsqualität erhalten. Bei der Lösungsfindung sind natürlich Architekten, Städteplaner und Designer involviert; mittlerweile erstellen wir aber auch Konzepte für Kommunen. Das Schaffen von charakteristischen Merkmalen, die Identität stiften, ist von Städten aber auch von ganzen Regionen gefragt. Wie zum Beispiel bei der Glatttalbahn, die einer ganzen Region eine Identität verlieh – und bei der wir die gesamte Haltestelleninfrastruktur realisierten. Des Weiteren haben die Anfragen aus touristischen Berggemeinden zugenommen, da diese auch stark an Wiedererkennungsmerkmalen und Unverkennbarkeit interessiert sind.

Wo sehen Sie die Stärken Ihrer Firma?

Da wir die ganze Breite von Elementen für den öffentlichen Raum abdecken, profitieren wir – im Gegensatz zu Firmen, die sich beispielsweise nur auf Bänke oder Werbetechnik spezialisiert haben, von einem Know-how-Transfer zwischen den verschiedenen Bereichen. Wir können mit eigenen Kompetenzen alles abdecken, vom Design bis hin zum Elektroengineering und dem Metallbau. Da die Schnittstellen immer mehr und die Koordination aufwendiger werden, bieten wir ein Rundum-sorglos-Paket an, was von Auftraggebern geschätzt wird. Die Preisgestaltung im Zusammenhang mit internationalen Unternehmen ist eine Herausforderung. Bei den Kosten eines gesamten Bauprojekts ist interessant, dass obwohl die «Public Elements» oft das prägendste Merkmal sind und 80 Prozent der Wirkung und Identifikation ausüben, meist nur rund 1 Prozent der Gesamtkosten ausmachen.
    
Was bedeutet Erfolg für Sie?
In jüngeren Jahren war mir der persönliche Erfolg und die damit verbundene Bestätigung wichtiger. Heute werte ich es als Erfolg, wenn durch unsere Arbeit ein Mehrwert für die Allgemeinheit entsteht. Der persönliche Erfolg ist für mich ziemlich in den Hintergrund getreten. Was für mich zählt, ist der Beitrag an die Gesellschaft beispielsweise durch einen gelungenen öffentlichen Platz und der nachhaltige Erfolg der Firma mit zufriedenen Mitarbeitern.

Was ist Ihnen bei der Unternehmensführung besonders wichtig?

Meiner Meinung nach hat das «Patriarchat» – in diesem Sinne nicht geschlechterspezifisch – in der Geschäftsleitung ausgedient. Umso wichtiger ist Teamwork geworden. Ich denke, es ist sinnvoll, die Verantwortung auf mehrere Schultern zu verteilen. Jeder muss nach seinen Fähigkeiten und Stärken arbeiten können, um so die grösste Stärke zugunsten des Kunden entfalten zu können. Die Firma steht und fällt mit den guten Leuten. Dabei wird der persönliche Kontakt und Austausch in Zeiten der Digitalisierung immer wichtiger. Allenfalls braucht es in Zukunft weniger Mitarbeitende, aber sicher umso bessere. Zudem ist ein grosses Netzwerk mit Partnern und Spezialisten für das Engineering, die Beratung, Design, Fertigung etc. sehr wichtig für uns.

Was sind Ihre nächsten Pläne/Projekte?
Nach der kompletten Neustrukturierung und Erweiterung der Geschäftsleitung gilt es nun, sich im Bestand zu festigen und Fahrt aufzunehmen. Als grosses Projekt steht die Haltestelleninfrastruktur der Limmattalbahn an; ein Projekt das über mehrere Jahre dauert. Erwähnenswert ist ausserdem das Projekt für die Innenbeleuchtung der Schweizerischen Nationalbank, die vom Feinsten und im hochdekorativen Bereich ist. Auch speziell ist der Auftrag der Innenstadtbeleuchtung in Dresden mit LED-Seilleuchten, und nicht zuletzt unsere neue Reihe von organischen Spielplatzgeräten «MoveArt», die sich formal aus einer Doppelhelix ableiten.


BURRI public elements AG

  • Gründungsjahr: 1907
  • Mitarbeitende: rund 75
  • Geschäftsleitungsmitglieder: 7
  • Inhaber: Martin Burri, Sabine Bellefeuille-Burri, Stephan Oetiker, Stephan Bachmann, Fabian Frei
  • Projekte und Produkte: Public Elements, alles für den öffentlichen Raum – Stadt- und Parkmobiliar, wie Bänke; Poller, Abfallsysteme; Tram- und Bushaltestellen, Aussen- und Objektbeleuchtungen, Kandelaber, Verkehrstechnik, Signaletik-und Wegleitsysteme, Info-Stelen, Werbetechnik, wie Leucht- und Anschlagkästen.

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